Geschichte des Schützenvereins Alst



„Wi  willt  tosammen  staohn
un   dat  wat  Recht  is  daon
ist  dann  een  nich  naon  Kopp
do  fleit  wat  up!“
(Spruch auf der Junggesellenfahne) 



Der erste schriftliche Nachweis über den Schützenverein Alst e.V. ist in einem Schriftstück über bestehende Schützenvereine der Bürgermeisterei Horstmar vom 19.01.1830 zu finden. Fest steht, dass Bewohner der Bauernschaft Alst bereits vor mehr als 200 Jahren beim Schützenfest der Bruderschaft St. Katharina mitfeierten und das Alter des Schützenvereins Alst somit wohl noch weitaus höher sei dürfte.
 
Aus den Jahren 1830 bis 1880 liegen schriftliche Nachrichten nicht vor und auch danach sind bis ca. 1912 nur sehr kurze, schriftliche Aufzeichnungen vorhanden.
„Nach alter Überlieferung wurde früher in dem Speicher des Bauern Völker, der damals eine Gastwirtschaft hatte, Schützenfest gefeiert. Eine Zeitlang wurde auch bei Hoff, der heutigen Gastwirtschaft Jüditz Elsbecker, auf der Kammer Schützenfest und Fastnacht gefeiert. Erst später feierte man bei Meis, der späteren Gastwirtschaft Lindenbaum, die heute als Vereinslokal des Schützenvereins Franz und Monika Arning gehört. Die Vogelstange des Vereins stand in Wewers Kämpken, etwa dort, wo heute die Bahnunterführung ist. Beim Bau der Bahnstrecke Rheine-Oberhausen, die im Jahre 1878 begann, wurde die Schützengesellschaft Alst aufgefordert, die Vogelstange zu entfernen. Als man dieser Aufforderung nicht nachkam, wurde die Vogelstange auf Anweisung der Bahnverwaltung ausgegraben und umgeworfen! Die beiden Feste Fastnacht und Schützenfest wurden bis zum Jahre 1893 immer bei Meis gefeiert, der dieses jedoch wegen des Studiums seiner Söhne dann ablehnte. Es wurde dann von 1893 bis 1907 im Schuppen bei Hille gefeiert, nachdem man darin einen Fußboden verlegt hatte, der vom Kriegerverein Horstmar gekauft worden war.
 
Am 11.02.1880 wurden die ersten Statuten aufgeschrieben, sie sind in der ursprünglichen Fassung wiedergegeben:
 
Schützengesellschaft Alst
 
  1. Mitglid kann ein jeder Junggeselle der Bauschaft Alst werden.
  2. Auch können verheirate zugelassen werden
  3. Rechnungsführer mus in jeder Reihenfolge den Alter nach annehmen
  4. Bei Festlichkeiten mus Sich ein jeder in das vom Vorstande vorgeschriebene Eintritsgeld fügen.
  5. Die Wahl des Hauptmans und des Fenrichs erfolgt durch Stimmenmehrheit.


Unmittelbar danach heißt es in dem von B. Merker unterzeichneten Protokoll:

„Am Aschentag desselben Jahres (1880) wurde die durch den Bau der Eisenbahn unbrauchbar gemachte Vogelstange wieder aufgestellt.“

 
1907 lassen die Junggesellen eine Liste in der Bauernschaft umlaufen. Sie bitten wegen "Mangel an Junggesellen“ dass auch die Verheirateten sich in diese Liste eintragen. Somit steigt die Anzahl der Beitragszahler von 18 auf über 50!
 
Der Mitgliedsbeitrag betrug 1,50. Im Jahre 1912 gibt sich der Verein neue Statuten.
 
Der 1. Weltkrieg unterbrach jäh das fröhliche Schützenleben. 8 Schützenbrüder kehrten aus dem Krieg nicht zurück.
Nach 7 Jahren beginnt dann wieder im Jahre 1921 die Chronik mit Berichten über das  Vereinsleben. Am Ostermontag diesen Jahres wurde eine Generalversammlung beim Wirt, B. Lindenbaum einberufen. Einstimmig wurde beschlossen, wieder Schützenfest zu feiern.
Schon im Jahre 1923 fiel das Schützenfest dann wieder aus. Es hieß „ In diesem Jahr kein Schützenfest war, Feind im Land, keinen König gab´s, zu einer Billion sank die deutsche Mark“!
Ebenso 1924:
Das geplante und schon vorbereitete Schützenfest musste wegen eines schrecklichen Gewitters, welches mit fürchterlichen Hagelschlägen  die gesamte Ernte vernichtete, abgeblasen werden.
Die nächsten Jahre kehrte Ruhe ein und 1930 feierte der Verein sein 50-jähriges Jubiläum (man wusste noch nicht soviel wie heute, weil das zuvor erwähnte Schriftstück aus dem Jahre 1830 noch nicht bekannt war),  und der Verein erhielt erstmals eine Fahne mit den beziehungsreichen Worten „Einheit, Freiheit, Vaterland“!
 
Wieder unterbrach ein Krieg das Vereinsleben und brachte auch hier großes Unheil. Von 60-70 Mitgliedern, die der Verein zu der Zeit hatte, kehrten 27 nicht mehr zurück!
 
Plündernde Fremdarbeiter, hungernde Städter und die allgemeine Schutzlosigkeit des Einzelnen stellten den Schützenverein nach dem 2. Weltkrieg vor die Aufgabe, für die er ursprünglich gegründet worden war, nämlich die Bewohner der Bauernschaft Alst zu schützen. Telefon besaß fast keiner und die Polizei war auch meistens nicht Willens oder nicht in der Lage, einzugreifen. Daher wurde ein Wachdienst organisiert, bewaffnet mit Knüppeln und Lärmgeräten, der nachts Streife ging, um Plünderungen und Diebstähle zu verhindern.
 
Da die Militärregierung nach dem Ende des Krieges ein strenges Waffenverbot erlassen hatte,
wurde 1947 erstmals wieder ein Schützenfest gefeiert. Der Vogel (aus Torf und Gips) wurde daher mit Stöcken heruntergeworfen. Somit war der Schützenverein Alst einer der ersten Vereine in der Umgebung, der in dieser Zeit wieder Schützenfest feierte.
 
Wiederum war der Schützenverein Alst 1949 der erste, der mit schriftlicher Genehmigung der englischen Kreiskommandantur mit einem Gewehr auf den Vogel schießen durfte!
 
Im Jahre 1955 feierte der Verein sein 75-jähriges Jubiläum, verbunden mit der 800-Jahresfeier der Bauernschaft Alst. Erwähnenswert ist, dass erstmals ein König eine Frau zur Schützenkönigin ernannte, dieses war in den Jahren zuvor undenkbar gewesen und ein mutiger Schritt, der in den Jahren danach mehr und mehr Nachahmer fand!
 
In den darauf folgenden Jahren bis heute ist dann jährlich ein Schützenfest gefeiert worden und so soll es auch in den nächsten Jahren weitergehen.
Im Jahre 2005 blickte der Verein auf ein  300-jähriges Bestehen zurück, welches im Rahmen eines Jubelfestes gefeiert wurde.